Rentenreform und Corporate Governance | Munich Center for the Economics of Aging - MEA
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Forschung
01.2002 - 01.01.2003 / Macroeconomic Implications of Demographic Change

Rentenreform und Corporate Governance

Dem Thema Corporate Governance kommt in den vergangenen Jahren sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der wirtschaftspolitischen Debatte eine immer größere Rolle zu. In der politischen Diskussion stehen juristische Aspekte wie neue Standards zu guter Unternehmensführung oder neue Transparenz- und Haftungsregeln im Vordergrund. Die ökonomische Wissenschaft widmet sich demgegenüber der Analyse verschiedener Steuerungsmechanismen des Unternehmens (wie dem Einfluss der Eigentümer oder der Gläubiger) und den Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg. Das Projekt Corporate Governance am MEA befasst sich mit der empirischen Analyse von Corporate Governance in Deutschland. Die Thematik ist von Bedeutung, weil durch einen Systemwechsel in der Alterssicherung institutionellen Anlegern am Kapitalmarkt eine größere Bedeutung zukommt als bisher – mit möglicherweise starken Auswirkungen auf die Corporate Governance deutscher Unternehmen. Im ersten Teil dieses Projektes standen methodische Vorarbeiten und der Aufbau einer umfassenden Datenbasis im Vordergrund. Die daraus resultierende, für Deutschland bisher größte Datenbank zu Kapitalgesellschaften wurde dann für verschiedene Studien verwendet. Dazu gehören: (1) die Beschreibung von Veränderungen in den Eigentümerverhältnissen von Unternehmen sowie deren Ursachen und Konsequenzen, (2) die Analyse von Unternehmenszusammenbrüchen und –übernahmen sowie deren Determinanten, und (3) die Analyse des Zusammenhangs von Corporate Governance und Unternehmenserfolg (insbesondere Produktivitätswachstum). Ein wichtiges Ergebnis dieses ersten Teils des Projektes ist, dass die Eigentümerverhältnisse deutscher Kapitalgesellschaften sich stärker verändern als gemeinhin angenommen. Damit besteht – ähnlich wie in den USA und Großbritannien – auch in Deutschland ein Markt für Unternehmenskontrolle, der eine wichtige Kontrollfunktion ausüben kann. Ein zweites wichtiges Ergebnis ist, dass gute Corporate Governance sowie intensiver Wettbewerb auf den Absatzmärkten sich positiv auf das Wachstum der gesamten Faktorproduktivität auswirken. Dies bedeutet, dass bei stärkerer Ausrichtung der sozialen Sicherungssysteme am Kapitalmarkt sich Sekundäreffekte ergeben können – nämlich die Auswirkungen veränderter Corporate Governance auf das Produktivitätswachstum im Zuge von Änderungen in der Eigentümerstruktur von Unternehmen. Diese sind bei einer Kostenanalyse des Systemwechsels zu berücksichtigen. Im zweiten Teil dieses Projektes wird die Analyse deutscher Corporate Governance erweitert um die Analyse britischer Corporate Governance. Deutschland und Großbritannien besitzen zwei grundverschiedene Systeme von Corporate Governance: das deutsche wird meist als bankbasiert bezeichnet, das britische als marktbasiert. Die Idee ist daher, aus systematischen Unterschieden beider Länder noch mehr über die Funktionsweise von Corporate Governance zu erfahren. Besonderes Interesse gilt der Rolle institutioneller Investoren (z.B. Pensionsfonds), die in Deutschland bisher kaum vorhanden sind, nach einer Reform der gesetzlichen Rentenversicherung aber wahrscheinlich stärkere Verbreitung finden.
Ansprechpartner
Boersch-Supan

Prof. Dr. h.c. Axel Börsch-Supan, Ph. D.

Finanzierung

MEA-Grundmittel

VW-Stiftung