Wer sich dem Tode nahe glaubt, lebt ungesünder | Munich Center for the Economics of Aging - MEA
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Wer sich dem Tode nahe glaubt, lebt ungesünder

Wer sich dem Tode nahe glaubt, lebt ungesünder

Wer erwartet, bald zu sterben, wird weniger in seine Gesundheit investieren. Diese Hypothese basiert auf der Annahme, dass Menschen in ihren Wahlmöglichkeiten über Rauchen, Trinken und Ernährung die gegenwärtigen und zukünftigen Kosten und Nutzen ihrer Wahlmöglichkeiten gegeneinander abwägen. Der zweite Nachtisch in der Mensa oder auch die nächste Zigarette verschaffen augenblicklichen Genuss, können sich jedoch auf die spätere Gesundheit negativ auswirken. Wer jedoch aus anderen Gründen ohnehin erwartet, nicht alt zu werden, hat weniger Anlass, auf die zukünftige Gesundheit Rücksicht zu nehmen.

Diese Hypothese überprüfen MEA Mitarbeiter Martin Salm in einer gemeinsamen Studie mit Hanming Fang (Yale Universität), Michael Keane (Technische Universität Sydney), Ahmed Khwaja (Duke Universität) und Dan Silverman (Universität von Michigan in Ann Arbor). Die Studie ist benannt nach Mickey Mantle (1931 - 1995), einem legendären Baseballspieler für die New York Yankees. Mickey Mantle galt als der vielleicht begabteste Baseballspieler aller Zeiten, der jedoch nach einer Reihe von Sportverletzungen und erheblichen Alkoholproblemen seine Karriere vorzeitig aufgeben musste. Er war überrascht, dass er so lange lebt, und soll gesagt haben: „Wenn ich gewusst hätte, dass ich so lange lebe, dann hätte ich mehr auf meine Gesundheit achtgegeben". Mickey Mantle hatte erwartet an der Hodgkinschen Krankheit zu sterben, einer seltenen Erbkrankheit, an dem sein Vater mit 39 Jahren, dessen beiden Brüder mit 32 und 41 Jahren, und einer seiner Söhne mit 36 Jahren gestorben war. Er verstarb schließlich im Alter von 63 Jahren an Krebs.

Die Studie untersucht mit Daten aus der amerikanischen „Health und Retirement Study", wie sich die subjektive Lebenserwartung auf Entscheidungen über Rauchen, Trinken und Ernährung auswirken. Aus anderen Studien ist bekannt, dass Menschen im Durchschnitt sehr genaue und zutreffende Vorstellungen über ihre Lebenserwartung haben. Da Gesundheitsverhalten natürlich auch die Lebenserwartung beeinflusst und nicht nur umgekehrt, wird die Lebenserwartung in einer sogenannten Instrumentenvariablenschätzung durch das Alter der Eltern erklärt. Die Ergebnisse der Studien bestätigen einen Zusammenhang zwischen subjektiver Lebenserwartung und Gesundheitsverhalten für Rauchen und Übergewichtigkeit, aber nicht für starken Alkoholkonsum.

mehr Informationen:

Testing the Mechanisms of Structural Models: The Case of the Mickey Mantle Effect
MEA Discussion Paper: 113-06 Hanming Fang, Michael Keane, Ahmed Khwaja, Martin Salm, Dan Silverman