Verlängerung der Arbeitszeit schafft Arbeitsplätze
Im Zuge der steigenden Erwerbsbeteiligung, insbesondere von Frauen, und des steigenden Wohlstandes beobachtet man eine zunehmende Auslagerung von Hausarbeiten. Putzfrauen und Kindermädchen, aber auch Autowerkstätten, Kindergärten und Restaurants übernehmen Tätigkeiten, die vormals zu Hause selbst verrichtet wurden, was neue Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor schafft. Vor diesem Hintergrund untersuchten Melanie Lührmann und Matthias Weiss die Auswirkungen einer Verlängerung von Wochen- und Lebensarbeitszeit oder einer Steigerung der Erwerbsbeteiligung auf die Arbeitslosigkeit.
Um die Zusammenhänge zwischen Erwerbsbeteiligung, Arbeitszeit, Hausarbeit, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit zu untersuchen, entwickelten Melanie Lührmann und Matthias Weiss ein Allgemeines Gleichgewichtsmodell. Sie betrachteten drei Komponenten des Arbeitsangebots: Die Anzahl der Wochenarbeitsstunden, das Renteneintrittsalter und die Erwerbsbeteiligung. Steigt nun beispielsweise die Wochenarbeitszeit, dann steigt das Einkommen der Beschäftigten, während ihre Freizeit abnimmt. Höhere Einkommen führen zu höheren Konsumausgaben.
Entscheidend im Modell von Lührmann und Weiss ist, dass die Ausgabensteigerung nicht alle Gütergruppen gleichermaßen betrifft. Vielmehr ist zu erwarten, dass - aufgrund des knapperen Zeitbudgets - vermehrt solche Güter und Dienste nachgefragt werden, die bisherige Hausarbeit ersetzen können. Kinderpflege, Gartenarbeit, Essenszubereitung, kleinere Reparaturen oder das Sauberhalten des Haushalts werden externen Arbeitskräften überlassen. All diese Tätigkeiten kann prinzipiell jeder verrichten. Sie werden in modernen Gesellschaften daher vor allem von niedrig qualifizierten Arbeitskräften übernommen. Eine Ausweitung des Arbeitsangebots (über höhere Wochen- oder Lebensarbeitszeit oder höhere Erwerbsbeteiligung) führt somit insbesondere zu einer erhöhten Nachfrage nach niedrig qualifizierten Arbeitskräften, die durch den technischen Fortschritt in den letzten Jahrzehnten in besonderem Maß von Arbeitslosigkeit betroffen waren. Die Auslagerung von Haushaltstätigkeiten führt somit zu einem Abbau der Arbeitslosigkeit.
Lührmann und Weiss überprüften ihr Modell anhand von makroökonomischen Daten aus 23 OECD Ländern in der Zeitperiode von 1980 -2003 und Befragungsdaten über die Zeitverwendung von 4000 deutschen Haushalten. Die empirische Evidenz stützt ihre Thesen:
So zeigen sie, dass in Zeiten und Ländern, in denen viel Arbeit angeboten wird, die Arbeitslosigkeit niedrig ist.
Ferner wird belegt, dass Haushalte, die in größerem Maße Arbeit anbieten, weniger Zeit auf Hausarbeit verwenden und mehr Geld für Güter und Dienstleistungen ausgeben, die Hausarbeit substituieren.
mehr Informationen:
Market Work, Home Production, Consumer Demand and Unemployment among the Unskilled
MEA Discussion Paper: 101-06 Melanie Lührmann, Matthias Weiss