Macht Schule nicht nur schlau sondern auch gesund?
Besser gebildete Menschen leben länger, schätzen sich als gesünder ein und verhalten sich auch gesünder, indem sie z.B. weniger häufig rauchen oder übergewichtig sind. MEA Wissenschaftler gingen der Ursache für diesen Zusammenhang auf den Grund.
Zunächst könnte man daraus die Schlussfolgerung herleiten, dass eine geeignete Bildungspolitik die Gesundheit der Bevölkerung verbessern könnte, was wiederum zu einer Senkung der Gesundheitsausgaben führen könnte. Um diese Schlussfolgerung zu erlauben, muss jedoch zunächst geklärt werden, ob Bildung tatsächlich ein kausaler Einflussfaktor für Gesundheit ist oder ob es andere Erklärungen für den starken Zusammenhang zwischen Bildung und Gesundheit gibt.
In der ökonomischen Literatur wird als alternative Erklärung angeführt, dass Menschen mit längerem Planungshorizont sowohl mehr in ihre Ausbildung als auch in ihre Gesundheit investieren.
In diesem Fall würden Forscher auch eine starke Korrelation zwischen Bildung und Gesundheit finden, ohne dass diese kausal zu interpretieren wäre. Forscher am MEA gingen dieser Frage nach, indem sie die zeitliche Variation in der Einführung einer 9-jährigen Schulpflicht in den Bundesländern als „natürliches Experiment" ausnutzten.
Durch die unterschiedliche zeitliche Einführung der Schulpflicht können die Forscher den Effekt von Bildung auf Personen identifizieren, die durch die Reform gezwungen sind, länger in der Schule zu bleiben. Dabei kamen überraschende Ergebnisse heraus: Einerseits hat Bildung einen positiven Effekt auf Gesundheit- aber nur für Männer. Dies könnte teilweise daran liegen, dass Bildung für Männer einen stärkeren Einfluss auf die Berufswahl als für Frauen hatte, da die Erwerbsbeteiligung von Frauen in den betrachteten Kohorten noch relativ gering war. Außerdem reduziert Bildung, für Männer wie für Frauen, die Wahrscheinlichkeit übergewichtig zu sein. Andererseits fanden die Forscher heraus, dass Bildung keinen Effekt auf die Wahrscheinlichkeit zu rauchen hat.
mehr Informationen:
Changes in Compulsory Schooling and the Causal Effect of Education on Health: Evidence from Germany
MEA Discussion Paper: 200-10 Daniel Kemptner, Hendrik Jürges, Steffen Reinhold
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