Heimbewohner machen einen Unterschied – Die Überschätzung von Sparquoten im Alter
Wenngleich die klassische Lebenszyklus-Theorie eindeutig prognostiziert, dass Menschen in höherem Alter ihre Ersparnisse aufbrauchen, stützen empirische Untersuchungen aus zahlreichen Ländern diese Prognose nicht. Verschiedene Vorschläge zur Lösung dieses Widerspruchs sind bereits gemacht worden. MEA Wissenschaftler Michael Ziegelmeyer quantifiziert in seinem neuesten Arbeitspapier die Überschätzung der Sparquoten älterer Menschen, wenn Heimbewohner nicht Bestandteil der Stichprobe sind. Gerade bei Heimbewohnern ist ein Vermögensabbau zu erwarten, da die Pflegekosten - abzüglich privater (und öffentlicher) Versicherungsleistungen - das verfügbare Einkommen durchschnittlich übersteigen.
Das Arbeitspapier basiert auf Daten aus den USA und Deutschland und weist nach, dass der Ausschluss von Heimbewohnern zu einer steigenden Überschätzung der Sparquoten ab einem Alter von 75 Jahren führt. Durch den fortschreitenden demographischen Wandel gewinnt der Effekt der Ausgrenzung von Pflegeheimbewohnern auf die aggregierte Sparquote zusätzlich an Bedeutung. Mit Hilfe der Health and Retirement Study (HRS) quantifiziert Michael Ziegelmeyer den Effekt für die USA und errechnet eine durchschnittliche (Median) Überschätzung der Sparquoten von 3.3 Prozentpunkten (4.3 Prozentpunkten) für 80-Jährige, 5.4 Prozentpunkten (9.4 Prozentpunkten) für 90-Jährige und eine noch höhere für über 90-Jährige. Die durchschnittliche Überschätzung der deutschen Sparquoten, basierend auf der deutschen Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS), mit beinahe 6 Prozentpunkten für 90-Jährige ist in etwa mit den Ergebnissen aus den USA vergleichbar. Diese starke Überschätzung der Sparquoten beruht auf der Tatsache dass die meisten Pflegeheimbewohner ihr Vermögen durch die hohen Pflegeheimkosten dramatisch reduzieren. So vermindert der repräsentative alleinstehende Median Pflegeheimbewohner in den USA sein Vermögen um 90% innerhalb eines Zeitraumes von zwei Jahren; die Reduktion reduziert sich auf 19% für den repräsentativen alleinstehenden durchschnittlichen Pflegeheimbewohner. Im Vergleich dazu schwächt sich die Stärke der Vermögensreduktion für Paare ab.
Mehr Informationen:
Nursing Home Residents make a Difference - The Overestimation of Saving Rates at Older Ages
MEA Discussion Paper 210-10 Ziegelmeyer, Michael
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