Gut verdienende Rentner leben länger
Wer mehr verdient, lebt im Allgemeinen auch länger. Dieser Zusammenhang von sozioökonomischem Status und Gesundheit ist international seit langem bekannt. Eine MEA-Studie bestätigt ihn nun empirisch für Rentner in Deutschland. Dafür analysierten MEA-Forscher Hans-Martin von Gaudecker und Rembrandt Scholz vom Max Planck Institut für demografische Forschung eine breite Datenbasis von mehreren Millionen Rentnern. Bislang gab es in Deutschland mangels geeigneter Daten vergleichsweise wenige Untersuchungen zu diesem Thema.
Die Autoren stützen sich auf Daten des Forschungsdatenzentrums der gesetzlichen Rentenversicherung, das Wissenschaftlern seit 2004 den Zugang zu hochwertigen Datensätzen ermöglicht. In die vorliegende Studie konnten zum Beispiel alle Personen einbezogen werden, die im Jahr 2002 eine Rente bezogen haben. In die endgültige Analyse gingen die Angaben von 3,8 Millionen Rentnern ein, so dass hochpräzise Ergebnisse erzielt werden konnten. Sie spiegeln das international seit Jahrzehnten bekannte Bild gut wider.
Die wesentlichen Resultate der auf Männer beschränkten Studie sind in Abbildung 1 dargestellt. Ein 65-Jähriger Rentenbezieher kann demnach erwarten, im Durchschnitt noch gut 15 Jahre zu leben (rechte Säule in Abbildung 1). Berechnet man jedoch die Lebenserwartung für Bezieher von unterschiedlich hohen Renten, so ergibt sich ein differenziertes Bild der Sterblichkeit. Bei einer Rentenzahlung von unter tausend Euro beträgt die Lebenserwartung weniger als 14 Jahre. Oberhalb von 1800 Euro liegt sie hingegen bei fast 19 Jahren. Der sogenannte Eckrentner, der in seinem Berufsleben 45 Jahre lang das Durchschnittseinkommen erzielt hat, bezog in 2002 eine Rente in Höhe von gut 1100 Euro und weist eine verbleibende Lebenserwartung von vierzehneinhalb Jahren auf.
Zu betonen ist, dass die Ergebnisse lediglich einen Zusammenhang, aber keinen Kausalitätsmechanismus beschreiben. Es bleibt im Dunkeln, ob sich die Besserverdienenden zum Beispiel mehr Gesundheit kaufen können oder aber die Erwerbschancen Kranker gemindert sind. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass sowohl Einkommen als auch die Sterblichkeit mit einem dritten Faktor zusammenhängen. Beispielsweise hat eine bessere Bildung bekanntermaßen meist ein höheres Einkommen zur Folge. Ebenso weiß man, dass gut gebildete Personen die Therapievorschläge von Ärzten deutlich besser befolgen. Derzeit ist die Forschung allerdings noch weit davon entfernt, Licht in das Dunkel der Kausalbeziehungen zu bringen und den Einfluss einzelner Faktoren zu einem runden Gesamtbild zusammenfügen zu können.
mehr Informationen:
Lifetime Earnings and Life Expectancy
MEA Discussion Paper: 102-06 Hans-Martin von Gaudecker, Rembrandt D. Scholz