Armut im Alter
Globalisierung und demographischer Wandel sind große Herausforderungen für Deutschland. Wie sich im Zuge der Finanz- und Euroschuldenkrise gezeigt hat, ist Deutschland im Vergleich mit unseren europäischen Nachbarn recht gut aufgestellt, vor allem wegen der Strukturreformen seit Mitte der 90er Jahre. Diese Strukturreformen haben jedoch auch ihre Schattenseiten. Der Arbeitsmarkt ist zwar flexibler geworden und die Zahl der Beschäftigten so hoch wie nie zuvor, aber die Problemfälle (Langzeitarbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigungsverhältnisse) sind hartnäckiger geworden. In der Rentenpolitik haben die Reformen im Großen und Ganzen zu einer nachhaltigen Finanzierung geführt, so dass die Rente auch langfristig wieder einigermaßen sicher gewährleistet werden kann (vgl. Börsch-Supan 2015a). Aber die Dämpfung des Beitragssatzes bedeutet unweigerlich eine Senkung des Rentenniveaus, wenn dies nicht durch eine längere Arbeitszeit oder zusätzliche private Vorsorge ausgeglichen wird, was für wenig qualifizierte Arbeitnehmer besonders schwierig ist. Die 2014 verabschiedete „Mütterrente“ hat hier die Situation für eine eng begrenzte Bevölkerungsgruppe verbessert, die Situation für die wenig verdienenden Beitragszahler aber gleichzeitig verschlechtert. Die „Rente mit 63“ entfaltet ihre positive Wirkung ebenfalls nur für einen kleinen Empfängerkreis, der zudem im Durchschnitt besser verdient, besser ausgebildet und weniger krank ist. Wiederum verschlechtert sie jedoch die Nettoeinkommenssituation der wenig verdienen-den Beitragszahler.