Können, wollen oder dürfen sie nicht? Ethnische Ungleichheit beim Zugang zu Ausbildungsplätzen im dualen System

Inhalt Der Übergang in berufliche Ausbildung ist nach wie vor die Etappe der Integration, die der empirischen Migrationsforschung die vergleichsweise größten Rätsel aufgibt. Insbesondere gibt es Hinweise auf „ethnische Barrieren“ als Ursache der deutlich niedrigeren Übergangsraten von Migranten, denen jedoch aus Mangel an belastbaren Daten bislang kaum adäquat nachgegangen werden konnte. Diskriminierungen jeder Art sind mit dem meritokratischen Versprechen moderner Gesellschaften unvereinbar und schon der Verdacht des Vorliegens birgt gesellschaftliches Konfliktpotenzial. Auch im Hinblick auf ihre Zukunftssicherung muss eine alternde Bildungsgesellschaft, die schon jetzt einen Fachkräftemangel beklagt, einen fairen und dadurch effizienten Zugang zu Ausbildung gewährleisten. Die Frage nach dem „Können bzw. Wollen“ versus „Dürfen“ in Bezug auf den Zugang zu Ausbildung, ist daher von zentraler Bedeutung. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnte die Fragestellung mit speziellen sogenannten „Bewerberpooldaten“, die den gesamten Prozess der Bewerbung und Einstellung von Auszubildenden in einem Unternehmensverbund unter Einschluss auch von direkten Informationen zu den allgemeinen und betriebsspezifischen Qualifikationen umfassen, erstmals belastbar untersucht werden. Diese Daten ermöglichen es Angebots- und Nachfrage-merkmale sowie das Zusammentreffen der Akteure auf dem Ausbildungsmarkt umfassend und simultan zu modellieren. Die ethnischen Nachteile beim Ausbildungsübergang konnten so überwiegend und gerade auch für die „Problemgruppe“ der türkischen Männer fast vollständig erklärt werden mit dem Ergebnis, dass hauptsächlich das „Können“ die Unterschiede erklärt. Die Fülle an bislang nicht untersuchten Faktoren ermöglicht zudem eine Reihe von generellen praktischen Implikationen und Handlungsempfehlungen über die untersuchten Betriebe hinaus.