Wie die Deutschen ihr Vermögen mehren- Anlageverhalten im Wandel
Im internationalen Vergleich unterscheiden sich die Finanzportfolios deutscher Haushalte noch immer deutlich. Der Anteil von Anlagen bei Banken und Sparkassen liegt in Deutschland vergleichsweise hoch, während Aktien und Investmentfonds eine eher untergeordnete Rolle spielen. Diese erfreuten sich im Laufe der letzten 15 Jahre zwar eines starken Wachstums, schaffen es aber nicht, sich dem durchschnittlichen internationalen Anteil anzunähern.
Insbesondere Lebensversicherungsprodukte nehmen in Deutschland weiterhin eine herausgehobene Stellung im Portfolio ein. Durchschnittlich 30 Prozent des Finanzvermögens deutscher Haushalte werden in diese investiert, während exakt vergleichbare Produkte in vielen anderen Ländern gar nicht existieren. Speziell ist hier die Kombination aus Garantieverzinsung und steuerlicher Förderung.
Ungeachtet der weiterhin bestehenden Unterschiede, besonders zu den Portfolios angelsächsischer Haushalte, hat sich das Anlageverhalten der Deutschen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gewandelt (siehe Abb. 1). Anlagen in Aktien und Wertpapierfonds machten zu Beginn der 80er Jahre gerade einmal 6 Prozent des Bruttofinanzvermögens aus. 1993 erreichte der Anteil 10 Prozent und konnte sich, nicht zuletzt durch den Aktienboom der 90er, auf etwa 20 Prozent im Jahr 2003 nochmals verdoppeln. Die Aktienmarktbaisse der vergangenen Jahre beeinträchtigte zwar den Portfolioanteil von Direktanlagen in Aktien, jedoch blieb der Anteil der Aktienbesitzer nahezu unverändert. Investmentfonds erfreuten sich derweil unverminderter Popularität, sodass der gemeinsame Anteil beider Anlageformen zwischen 1998 und 2003 nicht zurückging. Im Gegensatz dazu haben Anlagen bei Banken und Sparkassen seit Beginn der 80er Jahre ca. ein Drittel ihrer früheren Bedeutung eingebüßt: der Portfolioanteil sank von 27 Prozent im Jahr 1983 auf unter 20 Prozent im Jahr 2003.
Neben der Analyse der Portfolioveränderung über die Zeit widmete sich der Forscher auch den Anteilsunterschieden zwischen verschiedenen Jahrgängen und Altersgruppen. Dazu wurden die Jahrgänge zu Kohorten (Gruppen) zusammengefasst und ihr Anlageverhalten über Jahre hinweg beobachtet.
Die nach Altersklassen getrennte Untersuchung zeigt, dass Anlagen am Kapitalmarkt in allen Altersgruppen an Bedeutung gewonnen haben. Ebenso lässt sich ein Rückgang der Anlagen bei Banken und Sparkassen bei nahezu allen Altersgruppen feststellen.
Lebensversicherungen haben bei den jüngsten und den ältesten Altersgruppen verloren. Abbildung 2 stellt die Entwicklung des Anteils der Haushalte dar, die eine Lebensversicherung besitzen. Für jeden Geburtenjahrgang zeigt eine Linie in entsprechender Farbe die Entwicklung über seinen Lebenszyklus auf.
Der Grund für den Rückgang des Anteils der Lebensversicherungsbesitzer bei den jüngsten Altersgruppen bedarf einer weitergehenden Untersuchung. Zum einen sind diese Geburtenjahrgänge von den Rentenreformen der letzten Jahre am stärksten betroffen und sind daher künftig verstärkt auf eine zusätzliche Altersvorsorge angewiesen. Zum anderen mögen andere Einflussfaktoren wie die Absenkung des Garantiezinses oder Änderungen in der steuerlichen Behandlung von Lebensversicherungen eine Rolle spielen.
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Trends in German households' portfolio behavior - assessing the importance of age- and cohort-effects
MEA Discussion Paper: 082-05, Mathias Sommer.